Zwischen Deutschland und Tunesien: Aufwachsen mit zwei Kulturen
Zeinebs Familie kommt aus Tunesien. Ihre Mutter beendete nach der 5. Klasse ihre Schullaufbahn und mit 14 Jahren war sie bereits verlobt. Ihr Vater kam mit 17 Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland, um der Familie schnell eine Existenz in Tunesien zu erarbeiten.
„Wo ist Zuhause, wo ist Zukunft?“
Diese Frage stellte sich Zeinebs Familie für sehr lange Zeit. Zeineb fühlte sich zugleich befreit, aber auch zerrissen zwischen zwei Kulturen. Auf der einen Seite die konservative Familie und auf der anderen Seite das in ihren Augen zu freizügige Europa. „Auf jeden Fall ist es eine große Bereicherung mit zwei Kulturen aufzuwachsen. Man schöpft aus verschiedenen Töpfen.“
Mit Vorurteilen umgehen
Nach dem 11. September lag ein großer Fokus auf der islamischen Religion, der Kultur und viele Feindbilder wurden gezeichnet. In Vorstellungsgesprächen wurde Zeineb nicht nur nach ihrer Religion, sondern auch nach ihrer Beziehung und ihrem Freund gefragt. Zeineb hat gelernt, mit diesen Vorurteilen umzugehen und wie gut es tut, sich Hilfe im Umgang damit zu finden.
Warum Zeineb in ihrer Mutter als junge Frau kein Vorbild sehen konnte? Das erfahrt ihr im Video.
Nach dem Abitur machte Zeineb Ben Othman zunächst eine Banklehre. Eigentlich ganz und gar nicht ihr Traumberuf, sie war künstlerisch begabt und hätte gerne eine Ausbildung zur Bauzeichnerin oder Dekorateurin gemacht. Für solche Ausbildungen kamen aber nur Absagen und ausgerechnet für die Ausbildung bei der Bank bekam Zeineb auf Anhieb eine Zusage.
Ausbildung als Basis
Heute ist Zeineb jedoch froh über die Ausbildung. Sie hat nicht nur fachlich viel gelernt, sondern auch, wie das Arbeitsleben läuft und wie man mit Kolleg*innen und Vorgesetzten umgeht. Zeineb erinnert sich noch genau, wie befreit sie sich fühlte, als sie auch in der Berufsberatung kurz vor dem Abitur hörte: „Macht erstmal eine Ausbildung, studieren könnt ihr später immer noch.“
Eine stabile Zukunftsperspektive
Nach der Schule direkt irgendeinen Job annehmen, um Geld zu verdienen? Zeineb rät: „Investiert eure Kraft lieber in eine Ausbildung! So habt ihr eine stabile Zukunftsperspektive, auch in Krisenzeiten.“ Was Zeineb in ihrer Ausbildung unter anderem gelernt hat? Das erfahrt ihr im zweiten Teil des Plan A Interviews.
Nach der Ausbildung entschied sich Zeineb für ein Politologie-Studium in Frankfurt. Als das abgeschlossen war, wollte sie sich einen Wunsch erfüllen: alle vier Jahreszeiten in Tunesien, dem Land ihrer Eltern, erleben. In ihrer Vorstellung sah sie sich ein Jahr lang entspannen und in der Sonne liegen.
Arbeit in der Entwicklungshilfe, statt Entspannung am Strand
Aber dann kam alles ganz anders: In Tunesien begann der Arabische Frühling und die Situation vor Ort war alles andere als ruhig. Zeinebs Pläne änderten sich ganz schnell und sie begann in der Entwicklungshilfe zu arbeiten. Eine spannende Zeit des politischen Wiederaufbau, in der Hoffnung und Optimismus in der Luft lagen. Im Nachhinein, zurück in Deutschland, wurde Zeineb dann erst bewusst, wie beängstigend die Situation eigentlich gewesen war.
Nach Krisenzeiten Chancen ergreifen
Zeineb wurde klar: „Dieses Land meiner Eltern kann kein Zuhause für mich sein, wie sehr ich es mir auch wünsche.“ Sie war niedergeschlagen, hatte keine Kraft mehr. Ihr war klar: „Ich will nicht mehr zurück in die Entwicklungsarbeit. Ich wünsche mir Stabilität, etwas, das ich gut bewältigen kann.“ Und genau das fand sie im Öffentlichen Dienst, bei der Bundesagentur für Arbeit.
Was Zeineb in der Nacht der ersten Aufstände in Tunesien erlebt hat? Das erfahrt ihr im dritten Teil des Plan A Videos.
Heute arbeitet Zeineb bei der Bundesagentur für Arbeit und ist dort auch für die Beratung alleinerziehender Mütter zuständig. Zeinebs wichtigster Rat: „Konzentriert euch auf euch und eure Kinder.“ Aufgrund ihrer Erfahrungen ist sie überzeugt, dass es immer Wege gibt, dass man den Beruf und die eigene Familie vereinbaren kann. Sie hat Frauen beraten, die jetzt sogar mit zwei Kindern erfolgreich ihre Teilzeitausbildung absolvieren.
Familie und Beruf vereinbaren
In der Beratung fragt Zeineb als erstes immer nach dem Traumberuf. Im nächsten Schritt muss dann geplant werden, was machbar ist. Oft braucht es hier Pragmatismus. Alleinerziehende Mütter sollen genauso ihre Wünsche und Träume verfolgen, andererseits muss auch das Leben mit den Kindern funktionieren.
Welche Tipps Zeineb alleinerziehenden Müttern bei der Ausbildungssuche auf den Weg gibt? Das erfahrt ihr im Video. Das erfahrt ihr im vierten Teil des PLAN A Videos.
Folge uns: